MIDRANGE 03/2016 - page 15

15
03/2016 ·
MIDRANGE
MAGAZIN
MM:
Die Anforderungen an Dynamik
und Flexibilität der ERP-Umgebungen
werden auch unter dem Stichwort In-
dustrie 4.0 zunehmend an Bedeutung
gewinnen?
Raatz:
Ja, absolut. Etablierte Planungs-
verfahren wie MRP werden vermutlich
bald der Vergangenheit angehören, weil
bei den Planungsprozessen eben nicht
nur die originären Daten aus dem ERP-
System ein Rolle spielen werden, son-
dern viele weitere Daten aus verschie-
densten Quellen Einfluss nehmen wer-
den – und das in Realtime! Die Heraus-
forderung wird darin liegen, die sichere
Integration der diversen Datenquellen zu
gewährleisten und dabei Wichtiges von
Unwichtigem zu filtern. Wer es schafft,
die Daten und Infrastruktur am besten
zu orchestrieren wird die Nase vorn ha-
ben. Das bedeutet, dass hier in erster
Linie konzeptionelle, organisatorische
Themen gefragt sind und erst im zweiten
Schritt technische Lösungen zu deren
Umsetzung. Die ERP-Systeme werden
der Integrations-Hub sein, um die smar-
ten Produkte, den Shop-Floor und
den Markt prozesssicher mitei-
nander zu vernetzen. Darüber
hinaus wird es Aufgabe der ERP-
Systeme sein, neben den etab-
lierten Anwendungen, auch die
Anforderungen an die Compliance
innerhalb des Unternehmens
sicherzustellen.
MM:
Können Sie ein Beispiel aus
der Praxis Ihrer Kunden nennen?
Raatz:
Ja, da haben wir viele
umgesetzte Praxisbeispiele aus
diversen Branchen, wo sowohl
interne als auch unternehmens-
übergreifende Prozesse vernetzt
wurden, beispielsweise aus der
Automotive-Industrie. Unser Kun-
de Galvanotechnik Kessel aus
Vechelde bei Braunschweig, hat
bereits 1994 mit dem Aufbau einer
ausgefeilten, automatisierten Be-
triebsorganisation begonnen und
steuert mittlerweile über unsere
Software alle Produktionsabläufe.
Viele Ansätze von Industrie 4.0 sind bei
Kessel seit vielen Jahren gelebte Praxis.
Hier bildet abas ERP die kompletten Pro-
zesse von der Produktionsplanung, über
die Steuerung der Galvanikanlagen und
Analyseautomaten, bis hin zur automa-
tisierten Rückmeldungen aus den Pro-
duktionsautomaten ab. Auch die Quali-
tätssicherung ist über das ERP-System
realisiert.
MM:
Wie wurde das Projekt umgesetzt?
Raatz:
Bis Anfang der Neunziger Jahre
setzte Kessel eine betriebswirtschaft-
liche Software ein, die individuell pro-
grammiert wurde. Gestiegene Anforde-
rungen an das damalige Programm und
damit notwendige Anpassungen hätten
den Einsatz unverhältnismäßig verteu-
ert. Galvanotechnik Kessel beschloss
ein neues ERP-System zu suchen, das
in puncto Preis-/Leistungsverhältnis
zum Mittelständler passt, und entschied
sich 1994 für unsere ERP-Software, die
standardmäßig schon relativ viele der
geforderten Anforderungen abdeckt.
Die Einführung von abas ERP lag in der
Hand unseres Berliner Partners abas
System GmbH, der gemeinsam mit dem
Kunden die Abläufe und Anforderungen
umsetzte. Die hohen Produktionskosten
am Standort und der Wettbewerbsdruck
zwangen Kessel in den Folgejahren zur
permanenten Überprüfung der Effizienz
und damit einhergehend zur Optimie-
rung der Organisation und Betriebsab-
läufe. Dass die Entscheidung für abas
letzte Konsequenz richtig war, zeigte
sich auch bei der Bewältigung des kon-
tinuierlichen Wachstums, der Abbildung
neuer Prozesse sowie der Qualitätskon-
trolle. Denn um diesen Anforderungen
Rechnung zu tragen, waren eine hohe
Flexibilität des Systems und Beratungs-
Know-how des abas-Partners immer
wieder gefragt.
MM:
Welche Vorteile ergeben sich noch
aus der Umsetzung von Industrie 4.0
und IoT-Ansätzen im betrieblichen All-
tag?
Raatz:
Die Vorteile liegen in der gestie-
genen Effizienz, dem Wegfall von Dop-
pelarbeiten, die mit einer zunehmenden
Automatisierung und damit auch einer
Qualitätsverbesserung
einhergehen.
Das ERP übernimmt nach verschie-
densten Kriterien die Organisation der
Produktionsabläufe im Galvanotechnik-
Betrieb. Zum Beispiel steht am Anfang
eines Kundenauftrags immer die Anlie-
ferung von Teilen, die bearbeitet werden
sollen. Im Wareneingang wird die Liefe-
rung auf Menge und Zustand überprüft
und alle notwendigen Daten werden in
der ERP-Software erfasst. Dabei er-
hält jeder Behälter eine Identifikation
mit allen für die Produktion relevanten
Informationen. Nicht nur diese Waren-
eingangsprüfung, sondern auch alle wei-
teren Bearbeitungsschritte sind in abas
ERP als rückmeldepflichtig deklariert.
Dieser Automatismus stellt sicher, dass
alle Prüfungen und Arbeiten vollstän-
dig sowie in der richtigen Reihenfolge
erledigt werden und dient damit auch
als Nachweis für den Kunden auch im
Hinblick auf die Rückverfolgbarkeit von
Chargen.
Mario Raatz,
Vorstand bei der abas Software
AG: „I4.0 ist keine Zukunftsmusik, denn abas ERP
Anwender nutzen seit Jahren die Möglichkeiten zur
Automatisierung und Vernetzung. Sowohl intern
als auch unternehmensübergreifend. Das gilt auch
für IoT-Anwendungen.“
Quelle: ERP
rhh
ó
1...,5,6,7,8,9,10,11,12,13,14 16,17,18,19,20,21,22,23,24,25,...52
Powered by FlippingBook