MIDRANGE 10/2017 - page 36

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SCHWERPUNKT
HOCHVERFÜGBARKEIT & IT-SICHERHEIT
MIDRANGE
MAGAZIN · 10/2017
Ausfällen mit redundanter IT-Architektur vorbeugen
Hochverfügbarkeit im Netzwerk
Das Thema „Hochverfügbarkeit im Netzwerk“ wird in vielen Unternehmen immer noch sehr
stiefmütterlich behandelt. Doch meist geht dies nur so lange gut, bis eine Netzwerkkom-
ponente tatsächlich ausfällt. Laut einer Studie kommen diese kostspieligen und rufschä-
digenden Downtimes relativ häufig vor: 57 Prozent der befragten Firmen berichteten von
mindestens einem Ausfall innerhalb der letzten drei Monate.
1
Wolfgang Mair arbeitet als
Netzwerkexperte für die mip Management Informationspartner GmbH und gibt Einblicke in
das komplexe Thema fehlertoleranter Netzwerkarchitekturen.
D
ie Bezeichnung „Hochverfüg-
barkeit“ geht vor allem mit den
beiden Begriffen „Redundanz“ und
„Diversität“ einher. Ersteres meint die
mindestens zweifache Ausführung von
Netzwerkkomponenten bzw. auf allen
Netzwerkebenen mindestens einen al-
ternativen Kommunikationsweg. Diver-
sität bezieht sich auf den Einsatz von
Software verschiedener Anbieter, da es
unwahrscheinlich ist, dass beispiels-
weise Schwachstellen in Firewalls
durch die unterschiedlichen Malware-
Verzeichnisse der Hersteller in beiden
Lösungen gleichzeitig auftreten.
Hochverfügbarkeit von Beginn
an planen – und testen
„Oft wird aber in den Firmen nicht
im Sinne der Hochverfügbarkeit ge-
handelt“, konstatiert Mair. „So wird
etwa ein Etagenverteiler nicht doppelt
verbaut oder die zweite Firewall aus
Zeitgründen nicht eingerichtet.“ Tritt
dann zum Beispiel beim Update der in-
stallierten Firewall ein Fehler auf, steht
das komplette IT-System plötzlich ohne
Schutz da – ein gefundenes Fressen für
Cyber-Kriminelle. Die häufigsten Grün-
de für eine Downtime sind der Ausfall
der Energieversorgung (75 Prozent),
Hardware-Fehler (52 Prozent) und
menschliches Versagen (35 Prozent),
so eine Studie.
2
„Die Redundanz wird
dabei leider selten zu Ende gedacht“, so
Mair. „Viel schlimmer wiegt allerdings,
dass sie häufig nur in der Theorie be-
steht und gelegentlich bis gar nicht
getestet wird, sei es aufgrund falscher
Planung, mangelnden Budgets oder feh-
lender Zeit.“ Denn erst in sogenannten
Blackhouse-Tests zeigt sich, inwieweit
die IT-Infrastruktur einen Stromausfall
verkraftet und ob die Backup-Systeme
und die Generatoren überhaupt an-
springen – was in der Praxis oft nicht
der Fall ist.
Mittelstand erkennt allmählich
seine IT-Abhängigkeit
Ausreden wie Kosten- oder Zeitgründe
sollten in kritischen Unternehmensbe-
reichen eigentlich keine Rolle spielen.
Große Konzerne sind hier wesentlich
weiter, da die Bedeutung hochverfügba-
rer IT-Infrastrukturen unternehmens-
weit klar ist.
„Im Mittelstand dagegen sieht es in
Sachen Hochverfügbarkeit schlechter
aus, obwohl die Schäden einer Down-
time Existenzen bedrohen können“,
stellt Mair fest. Über zwei Drittel der
in einer Studie befragten Firmen ver-
lieren bei einer Downtime über 20.000
US-Dollar pro Tag.
3
Die KMU begreifen
erst allmählich, wie essenziell ihre IT-
Infrastruktur für ihr Tagesgeschäft
geworden ist, um etwa Produktions-
bzw. Geschäftsprozesse am Laufen zu
halten. Mair: „Heute reicht eben nicht
mehr ein Schrank mit Rechner in der
Abstellkammer. Die meisten KMU müs-
sen jetzt ein eigenes kleines Rechen-
zentrum betreiben.“
Ziel muss es sein, eine möglichst
redundant aufgebaute Netzwerkarchi-
tektur einzurichten. Zudem sollten die
eingesetzten Komponenten durchge-
hend hochwertig und problemlos zu
managen sein – von der Ferndiagnose
bis hin zum einfachen Einspielen von
Updates. Dazu meint Mair: „Es macht
keinen Sinn, hier auf billige, unflexible
Lösungen zurückzugreifen.“
Mitentscheidend für die Hochver-
fügbarkeit eines Netzwerks ist vor al-
lem ein durchgehendes Monitoring.
„Redundante Komponenten helfen
nichts, wenn niemand bemerkt, dass
ein Modul nicht funktioniert oder fal-
sche Werte anzeigt“, erklärt er weiter.
Letztendlich sollten alle wichtigen Stre-
cken im Netzwerk mindestens doppelt
ausgelegt sein – von der zweifachen
Steckdose und Verkabelung über eine
Absicherung durch mehrere Switches
bis hin zu alternativen Routing-Wegen.
4
Dies gilt natürlich ebenfalls für den
1
CIOinsight: The Staggering Cost of System Down-
time, 2016;
2
Infografik von Zetta zur „2016 Disaster Recovery
Survey“,
.
3
Siehe oben.
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