MIDRANGE 04/2017 - page 23

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04/2017 ·
MIDRANGE
MAGAZIN
bereits nachbestellt wurde oder wann
es wieder im Bestand sein wird“, er-
klärt Urs Wullschleger, der das Unter-
nehmen gemeinsam mit Bruder Beat
Wullschleger seit 2007 führt. Im Jahr
2014 entschied sich die Geschäfts-
führung daher zur Ablösung des Alt-
systems durch ein modernes und zu-
kunftsweisendes Gesamtsystem.
Flexibles System mit hoher
Variantenkompetenz gesucht
In zahlreichen internen Workshops
wurden zunächst die Anforderungen an
das neue ERP-System erarbeitet und in
einem detaillierten Lastenheft für den
weiteren Ausschreibungsprozess doku-
mentiert. So musste das neue System
vor allem über einen leistungsfähigen,
tief in die Produktions- und Vertriebs-
prozesse eingebetteten Produktkonfigu-
rator und eine integrierte Lagerverwal-
tung/Lagerplatzverwaltung verfügen.
Es sollte eine effiziente Herstellung
in der Losgröße 1 erlauben, um auch
Einzelstücke auf wirtschaftliche Weise
fertigen zu können. Anpassungen am
Regelwerk des Variantenkonfigurators
und der Oberfläche sollten zudem ein-
fach und ohne die Unterstützung durch
einen externen Dienstleister umsetzbar
sein, um sich flexibel auf wandelnde
Anforderungen einstellen zu können.
Ein Work-In-Progress Tracking sollte
jederzeitige Transparenz des Produk-
tions- und Auftragsprozesses bieten
und ad hoc aufzeigen können, welcher
Artikel aktuell welchen Status aufweist.
Nach einer Vorevaluation verschie-
dener Lösungen und der Durchführung
von Ein-Tages-Workshops mit den An-
bietern fiel die Wahl im August 2014
schließlich auf das auf Comarch ERP
basierende Variantensystem VlexPlus.
„Am Ende haben wir uns die Entschei-
dung doch recht leicht gemacht, denn
VlexPlus bot nicht nur eine hochmoder-
ne technologische und plattformunab-
hängige Basis, sondern für uns als Vari-
antenfertiger bei Weitem auch eine äu-
ßerst ausgereifte Lösung – vom Aufbau
des Artikelstamms, der zugehörigen
Arbeitsgänge und der Bezeichnungen
bis hin zur Preisfindung ist die Varian-
tenlogik übergreifend, konsequent und
komfortabel umgesetzt“, begründet
Geschäftsführer Beat Wullschleger die
Entscheidung.
Da nur wenige Daten aus dem Alt-
system migriert wurden, ging die Da-
tenübernahme schnell und reibungslos
vonstatten. Etwas aufwändiger hinge-
gen gestaltete sich die erstmalige Ein-
richtung des Konfigurationsregelwerks
mit sämtlichen zugrunde liegenden
Bedingungen und Abhängigkeiten bei
der Fertigung der Vielzahl von Vari-
anten, da es dies bislang schlicht nicht
gab. Am 1. April 2015 ging das neue
System schließlich unter anderem in
den Unternehmensbereichen Produk-
tion, Vertriebsadministration, Einkauf,
Lager, Logistik, Produktmanagement,
Finanzwesen und Controlling in den
Produktivstart.
Gewinn an Transparenz und
Liefersicherheit
Da es bislang kein Regelwerk für die
Variantenkonfiguration gab, wurde
jede mögliche Variante aus mehreren
Artikeln zusammengestellt. Auf diese
Weise wurden über 30.000 Varianten
im damaligen System hinterlegt. „Da
mit VlexPlus nur wenige Basisartikel
im System angelegt und mit Sachmerk-
malen und Merkmalsausprägungen
versehen werden, ist der vorgehaltene
Artikelstamm heute sehr übersichtlich
und in der Pflege gut händelbar. Zudem
laufen viele Prozesse heute weitgehend
automatisiert ab, was die Kalkulations‑,
Beschaffungs‑, Angebots- und Ver-
triebsprozesse maßgeblich erleichtert“,
zeigt sich Urs Wullschleger zufrieden.
„Wir sind nun in der Lage, die Anfor-
derungen unserer Kunden nahezu
vollständig abzubilden und diese auf
Knopfdruck in ein Angebot zu überfüh-
ren. Der Gewinn an Transparenz durch
unsere Steuerungs-Cockpits und das
Work-in-Progress Tracking aber stellt
für uns den wichtigsten Mehrwert dar,
da die jederzeitige Auskunftsfähigkeit
und hohe Liefersicherheit vor allem un-
seren Kunden zugutekommt.“
Die durchgängige Abbildung aller
wichtigen Prozesse trägt ebenfalls zu
einer wesentlich höheren Zuverlässig-
keit der Lagerbestände bei. So ist das
ERP-System über eine Schnittstelle mit
dem Factory Control System (FCS) des
Emaillierwerks verbunden. Das FCS
verfolgt alle Produkte und Aufträge in
einer SQL-Datenbank und ist über eine
speicherprogrammierbare Steuerung
(SPS) mit der Power-and-Free-Förder-
technik und der Robotertechnik in Echt-
zeit verbunden. Über VlexPlus wird der
Auftrag über einen Data-Matrix-(QR-)
Code ausgedruckt und dem Produkt
beigefügt. Dieser enthält alle relevan-
ten Produktinformationen, die bei
der Aufgabe des Artikels mit den Ma-
schinendaten aus dem angebundenen
FCS-System kombiniert und an einen
RFID-Chip übergeben werden. Ab die-
sem Arbeitsgang werden die einzelnen
Produkte automatisch befördert, wobei
die jeweiligen Beschichtungslinien und
Roboterprogramme für die Veredelung
der Produkte just-in-time aufgerufen
werden. Über die Schnittstelle meldet
das FCS jede Statusänderung der Auf-
träge ins VlexPlus zurück.
30 Mitarbeiter arbeiten heute täg-
lich mit dem neuen System. Für die
Zukunft ist geplant, die Lagerverwal-
tung um mobile Geräte zu erweitern
und das externe Product Information
Management ans VlexPlus-System an-
zubinden. Ausgabedokumente werden
künftig nicht nur in deutscher Sprache,
sondern auch in Englisch, Italienisch
und Französisch zur Verfügung stehen.
Mit QlikView wird im ersten Halbjahr
2017 zudem ein umfassendes Business-
Intelligence-System eingeführt, das
über eine bidirektionale Schnittstelle
mit dem ERP verbunden sein wird.
Thomas Feike
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