MIDRANGE 04/2017 - page 30

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SCHWERPUNKT
INDUSTRIE 4.0
MIDRANGE
MAGAZIN · 04/2017
Wachstum durch zielgerichtete Innovation mit Industrie 4.0
Klare Ziele definieren
Von Industrie 4.0 bis Internet of Things (IoT) – Industrieunternehmen werden überschwemmt
mit neuen Ansätzen dazu, wie disruptive Technologien ihre jeweilige Branche verändern wer-
den. Was hier zählt, ist zielgerichtete Innovation: Das heißt, Unternehmen sollten von Anfang
an eine sehr klare Vorstellung davon entwickeln, an welcher Stelle sie welchen Mehrwert von
Innovationen erwarten im Hinblick auf ihr aktuelles und zukünftiges Geschäftsfeld.
O
b smarte Produktion, vernetzte
Produkte oder neue Verfahren für
Prototyping und Kleinserienfertigung:
Produzierende Unternehmen stehen
vor einem komplexen Spektrum an
neuen datengetriebenen Konzepten.
Die Frage ist: Was bedeuten sie aus Pra-
xis- bzw. Anwendersicht?
Klar ist: Digitalisierung wird zum
De-facto-Standard – in Produktionsan-
lagen wie auch in allen Geschäftsberei-
chen. Und die Verbesserungspotenziale
sind vielversprechend – ob verkürzte
Reaktionszeiten, neue Umsatzquellen
oder erweiterte Kundengruppen.
Allerdings: Mit dem verstärkten
Einsatz digital gesteuerter Technologi-
en entstehen mehr Verbindungen, das
Internet of Things baut sich auf und
damit auch Big Data – Datenmassen,
die neue und schnellere Methoden er-
fordern, um daraus Wissen und Hand-
lungsoptionen zu generieren bzw. Ent-
scheidungen abzuleiten. Letztendlich
liegt die eigentliche Herausforderung
disruptiver Technologien vor allem da-
rin, mit den entstehenden Daten etwas
anzufangen, also mit messbarem Vor-
teil verwertbare Informationen zu ge-
winnen. Gelingt dies nicht bzw. ist die
bestehende IT-Umgebung nicht darauf
ausgerichtet, resultiert der gegentei-
lige Effekt: Technologische Neuerun-
gen verlangsamen ein Unternehmen,
führen zu einer erhöhten Komplexität
in Systemen und Geschäftsprozessen,
was eher lähmt als neue Freiräume
schafft. So betonte der Industrieanalyst
von Forrester Research,
dass „es bei Digitalisierung nicht nur
darum geht, neue Verbindungen nach
extern zu schaffen; es geht darum, ope-
rativ agil zu sein und entsprechend zu
handeln.“
Informationen im Kontext für vor-
ausschauende Entscheidungen
Puristen unter den Fertigungsunter-
nehmen argumentieren, dass IoT nichts
Neues für sie sei – schließlich verfügen
Maschinen seit langem über Sensoren,
die Daten liefern – etwa wie der allge-
genwärtige Laserdrucker, der exakt sei-
nen Tonerstand ausweist und auch, wo
Ersatzkartuschen zu bestellen sind. Al-
lerdings: Die neue Qualität entsteht aus
den technischen Möglichkeiten, durch
Industrie 4.0 und IoT Informationen
entlang eines gesamten Produktlebens-
zyklus integriert zu nutzen – vom De-
sign über Engineering, Fertigung, Lie-
ferung, Service bis hin zum Recycling
– und unmittelbar relevante Informa-
tionen an die richtigen Stellen mit hö-
herer Geschwindigkeit, Präzision und
Effizienz als jemals zuvor zu liefern.
Der unmittelbare Mehrwert besteht al-
so im sofortigen Zugang zu Informati-
onen im Kontext einer Handlung oder
Entscheidung. Neu und bemerkenswert
ist die Fähigkeit, Daten zu aggregieren,
zu analysieren und anhand von Predic-
tive Modelling sehr viel präziser vor-
ausschauend zu handeln. An diesem
Punkt wird klar: Taktisch braucht es
Kreativität, diese Fähigkeit besser als
der Wettbewerb zu nutzen. Und tech-
nisch braucht es einen ehrlichen Blick
auf die IT mit dem Ziel, bislang tolerier-
te Unzulänglichkeiten grundlegend zu
beseitigen.
Im Vorfeld von Industrie 4.0 und
IoT sollten daher drei Fragestellungen
unter die Lupe genommen werden:
ó
Ist die eigene Organisation für Indus-
trie 4.0 bereit?
ó
Entspricht das ERP den nötigen mo-
dernen Standards und ist durchgän-
gig über alle Geschäftsbereiche und
Abteilungen installiert?
ó
Sind alle Fachbereiche eingebunden,
um wirklich alle Vorteile durch In-
dustrie 4.0- und IoT-Anwendungen zu
identifizieren?
Diese drei Fragestellungen betref-
fen zwar unterschiedliche Geschäfts-
bereiche, sind entlang der Wertschöp-
fungskette aber direkt miteinander
verbunden bzw. sogar voneinander ab-
hängig. Das versteckte Potenzial tech-
nischer Innovation lässt sich daher am
besten interdisziplinär ermitteln und in
Gänze nur in Kooperation aller Kräfte
im Unternehmen ausschöpfen.
Herausforderung 1:
Weniger Ausschuss, optimierte Maschi-
nenauslastung, weniger Stillstands-
zeiten durch Predictive Maintenance,
flexiblere Produktionsverfahren, ein-
fachere Individualisierung von Pro-
1...,20,21,22,23,24,25,26,27,28,29 31,32,33,34,35,36,37,38,39,40,...52
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