MIDRANGE 10/2017 - page 7

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10/2017 ·
MIDRANGE
MAGAZIN
Das obige Beispiel zeigt exempla-
risch den entscheidenden Unterschied.
Doch die gesamte Best-Practice-Vorge-
hensweise, um kleinere Mittelständler
in die „Wolke“ zu bringen, setzt sich
aus Schritten zusammen, die sich kon-
sequent an der Praxis orientieren. Sie
beruhen auf über zehnjähriger Stra-
tegieberatung im IT-Sourcing-Umfeld
für große Unternehmen und weltweite
Konzerne, die GEBHARDT Sourcing
Solutions gesammelt hat. Übers Toch-
terunternehmen broker2clouds profi-
tieren jetzt auch Mittelständler von die-
sem Know-how. Schon nach 48 Stun-
den können ihre IT-Anwendungen in
der Cloud in Betrieb gehen.
Die zentralen Fragen und damit
der erste Schritt zu Beginn lauten: Was
muss ich in meinem Geschäft heute
und in drei Jahren sowie in welcher Art
und Weise mit IT unterstützen? Welche
IT-Funktionen brauche ich dafür? Die
Antworten darauf stellen eine grund-
legende Basis dar. Sie beschreiben die
Anforderungen, um die IT- mit der Ge-
schäftsstrategie in Übereinstimmung
zu bringen. Mit dieser auf Neudeutsch
auch Alignment genannten Ausrich-
tung bewerten die Mittelständler auch
die Risiken fürs Business und für die
IT und umreißen Szenarien, die IT-
Unterstützung benötigen. Einige der
Erfordernisse könnten etwa lauten:
bessere Datensicherung, mehr mobile
Anwendungen, umfassende Collabora-
tion-Lösungen etc.
Umfangreiche Datenbank
mit Cloud-Anbietern
In einem zweiten Schritt liefert das
Alignment die Ausgangsbasis, um die
neue IT-Architektur zu entwerfen. Of-
fenbart sich dabei eine Lücke zwischen
der alten und der neuen IT-Architek-
tur? Wie serviceorientiert sollte die
IT sein? Welchen Reifegrad muss sie
haben? Wie sehen die notwendigen
Datenschutzvereinbarungen aus? Nach
Möglichkeit sollten die Mittelständ-
ler auf günstige Standardservices von
der Stange setzen. Individual Services
lohnen sich erst, wenn die damit unter-
stützten Anwendungen einen strategi-
schen Vorteil fürs Geschäft generieren.
Nun fällt auch die Entscheidung, wel-
ches Cloud-Servicemodell – IaaS (In-
frastructure as a Service), PaaS (Plat-
form as a Service) oder SaaS (Software
as a Service) – das Alignment am wir-
kungsvollsten unterstützt. Außerdem
bewertet der Mittelständler jetzt mit
seinem Partner, ob er auf eine Ein-Pro-
vider- oder eine Multi-Provider-Strate-
gie setzt. Läuft alles optimal, so lassen
sich diese beiden Schritte an einem Tag
umsetzen.
Mit den Antworten auf oben ste-
hende Fragen sucht das Beratungshaus
im dritten Schritt Anbieter, die diese
Anforderungen möglichst genau abde-
cken. Die Suche startet mit Recherchen
in der eigenen umfangreichen Daten-
bank mit Cloud-Anbietern über persön-
liche Kontakte und intensive Internet-
recherchen. Bei großen Anbietern wie
Amazon, Microsoft, Google, IBM und
HP sowie etlichen anderen bekommen
kleine Unternehmen keine individuel-
len Cloud-Offerten. Entweder das An-
gebot passt, oder die Suche geht weiter.
Der Preis spielt natürlich eine wichtige
Rolle, aber auch der Grad der Service-
levels und die Passgenauigkeit für die
speziellen Anforderungen. Schlussend-
lich wirkt sich der kaufmännische Ver-
trag aufs Gesamtangebot entscheidend
aus. Hier stellen sich folgende Fragen:
Wie komme ich aus dem Vertrag wie-
der heraus? Wie kann ich die Dienste
aufstocken? Welche Flexibilität habe
ich? Welche Mitwirkungspflichten ha-
be ich?
Orchestrierung der
Cloud-Dienste
Erst dann erfolgen im vierten Schritt
die Auswahl und der Vertragsabschluss
mit zwei bis drei Anbietern, die mög-
lichst einige Cloud-Leistungen abde-
cken sollten, damit ihr Management
nicht zu viel Aufwand erfordert. In ei-
nem abschließenden Schritt hilft das
Beratungshaus bei der Orchestrierung
der Cloud-Dienste und bei der sich an-
schließenden Transformations- und Re-
alisierungsphase. Je nach Komplexität
der IT-Architektur dauert diese letzte
Phase dann noch zwischen ein bis meh-
reren Tagen.
Checkliste Praxisturbo: Fünf Schrit-
te bei der Auswahl von Cloud-Anbietern
und Cloud-Services für KMUs
1. Die spezifischen Anforderungen
und allgemeinen Rahmenbedingungen
der KMUs bilden den Ausgangspunkt
für die Ist-Analyse mit Quick-Check.
Dabei dient die Business-Strategie als
Grundlage für die Erarbeitung einer
tragfähigen, realistischen IT-Zukunfts-
strategie.
2. Der Mittelständler und sein
Cloud-Beratungshaus legen struktu-
rierte Kriterien fest, nach denen die
Auswahl der IT-Services für Cloud
Computing erfolgen soll. Aus der IT-
Zukunftsstrategie und mit den struktu-
rierten Kriterien errechnet sich der Be-
darf an spezifischen Cloud-Leistungen.
3. Unternehmen und das Bera-
tungshaus stellen den Bedarf an Cloud-
Leistungen den passenden Angeboten
der Cloud-Anbieter gegenüber.
4. Mittelständler und das Bera-
tungshaus bewerten die Angebote und
wählen anschließend Anbieter und
Cloud-Leistungen unter anderem aus
ihrer eigenen Datenbank aus.
5. Die Partner schließen die not-
wendigen kaufmännisch-vertraglichen
Vereinbarungen ab, unter anderem mit
geltenden Datenschutzbestimmungen,
Haftungsregelungen sowie Pönalen‑,
Haftungs- und Schadenersatzbestim-
mungen. Qualifizierte Beratungshäuser
begleiten die Unternehmen auch wäh-
rend der Transformationsphase von der
traditionellen IT zum Cloud Computing
und kümmern sich ebenfalls um die
Schulung derer Mitarbeiter.
Heidi Börner
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