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01/2017 ·
MIDRANGE
MAGAZIN
michael.wirt@
midrange.de
Rainer Huttenloher
Chefredakteur
ra ner.huttenloher@
EDITORIAL
So wird Facebook
zum „Fakebook“
A
lgorithmus stärkt Populismus – auf diesen Nenner lässt sich die Entwicklung in
den sozialen Netzwerken bringen. Die Auswirkungen des Verbreitens von Un-
wahrheiten gepaart mit einem automatischen Wiederkauen von „postfaktischen Aus-
sagen“ haben mitgeholfen, an die Spitze der Supermacht USA einen unerwarteten
Kandidaten zu katapultieren. Doch Facebook-Chef Mark Zuckerberg bezeichnet diese
Kritik als „ziemlich verrückt“ und will mit dieser Entwicklung nichts zu tun haben.
Hier gilt es dann doch, etwas genauer hinzusehen. Denn die sozialen Netzwer-
ke küren ja nicht nur Präsidenten, sondern sollen auch in anderen Bereichen als
verlässliche Informationsquelle dienen: Unternehmen suchen nach Kommentaren
von Benutzern ihrer Produkte und reagieren auf entsprechende Informationen teil-
weise schon erstaunlich schnell. Doch wie sieht diese Angelegenheit aus, wenn der
Wahrheitsgehalt von derartigen Reaktionen – sei es durch den Einsatz von Bots oder
anderen massenmedialen Mechanismen – gegen Null geht? Denn wenn die Basis
informationen nicht stimmen, helfen die besten Big Data-Auswertungen nichts.
Setzt sich diese Erkenntnis auf breiter Front bei professionellen Nutzern durch,
und kommt es zu der Einschätzung, dass sich Facebook besser in „Fakebook“ um-
benennen sollte, wird das heutige Geschäftsmodell derartiger sozialer Netzwerke
schnell ad absurdum geführt.
Oder aber es kommt dazu, dass die langweilige und meistens auch lästige Wahr-
heit generell ausgedient hat. Dann ließe sich mit entsprechenden Marketing-Aufwän-
den „seine Firmen-Message“ unverfälscht an den Mann bzw. an die Frau bringen.
Passieren wird hierzulande sowieso nicht viel: Ein Verklagen von Herstellern, weil
sie unehrliche Angaben – etwa beim Spritverbrauch – gemacht haben, kann sich der
Ottomotor-Normalverbraucher ja auch schon abschminken.
Herzlichst, Ihr Rainer Huttenloher
Brianajackson, iStockphoto.com
