Gute Gründe für die Modernisierung von Legacy-Software: Renovieren statt abreißen

Unternehmen können finanzielle und betriebliche Risiken vermeiden, wenn sie Altanwendungen nicht durch Neuimplementierungen ersetzen, sondern modernisieren.

„Neu“ bedeutet nicht automatisch „besser als alt“ – diese Lebensweisheit gilt auch für Unternehmenssoftware. Denn veraltete Anwendungen müssen nicht zwangsläufig durch Neuentwicklungen oder Neuanschaffungen ersetzt werden. In vielen Fällen können Unternehmen ihre Legacy-Software durch gezielte Modernisierungsmaßnahmen an aktuelle Anforderungen anpassen, sicherer gestalten oder kostengünstiger im Betrieb machen. Dadurch vermeiden sie die finanziellen und betrieblichen Risiken, die mit kompletten Neuimplementierungen einhergehen. Generell sprechen einige gute Gründe dafür, Altanwendungen zu renovieren anstatt sie auszumustern:

Ein Argument, das für Modernisierung und gegen Neuimplementierung spricht, betrifft das Thema „Fehler“: Bei der Entwicklung einer neuen Software, egal in welcher Programmiersprache oder mit welchen Tools sie erstellt wird, besteht immer die Gefahr, dass sich Fehler einschleichen. Das kann an einer nicht sauber definierten Vorgabe – Stichwort Pflichtenheft – liegen oder auch nur am mangelnden Qualitätsverständnis der Programmierer. Diese Unzulänglichkeiten können dazu führen, dass die geplanten Kosten und Zeitvorgaben für die Realisierung deutlich überschritten werden und die Software schwere qualitative Mängel aufweist.

Wird neue Software geschrieben, müssen die relevanten Fachabteilungen viel Input leisten: Die Auswahl bzw. Entwicklung einer neuen Software bringt daher viel Aufwand für die Analyse der Anforderungen und das Aufsetzen des Anforderungskatalogs mit sich. Hingegen erfordern die für eine Modernisierung notwendigen Analysen deutlich weniger Aufwand und Arbeitszeit. Zudem ist bei einer Modernisierung das Risiko sehr gering, dass wichtige Funktionalitäten übersehen werden. Bei Neuentwicklungen oder Neuanschaffungen dagegen können Funktionslücken entstehen. Des Weiteren bietet eine vorhandene Software einen guten Ansatzpunkt, um ganz gezielt spezifische Änderungen vorzunehmen. Es wird also nur das geändert, was auch gewünscht ist.

Ein weiteres Argument für die Modernisierung von Legacy-Software lautet: Sie hat bereits einige Iterationsstufen hinter sich und deckt daher die aktuellen Geschäftsabläufe bestens ab. Bei der Implementierung einer neuen Software sieht das unter Umständen anders aus: Wie die Erfahrung zeigt, werden in der Regel geplante, sprich idealisierte Prozesse abgebildet. Doch die tatsächlichen betrieblichen Abläufe werden dabei oftmals nicht optimal unterstützt. Das Thema Daten spielt ebenfalls eine wichtige Rolle: Eine Neuentwicklung oder Neuanschaffung erfordert in der Regel eine Migration der vorhandenen Daten, deren Komplexität nicht selten unterschätzt wird. Bei einer Modernisierung ist die Datenmigration dagegen meist deutlich einfacher zu handhaben.

Aber auch der Ausbildungsaspekt für die Mitarbeiter darf nicht außer Acht gelassen werden: Bei einer Altsoftware verfügen die Mitarbeiter in der Regel über das nötige Nutzungs-Know-how. Bei einer komplett neuen Software müssen Unternehmen die Mitarbeiter zeitaufwendig und kostspielig schulen. Das zieht weitere Konsequenzen nach sich: Die Akzeptanz der Mitarbeiter ist bei einer Legacy-Software in aller Regel hoch. Neue Applikationen stoßen dagegen häufig erst einmal auf Skepsis oder sogar offenen Widerstand.

„Die Modernisierung von Legacy-Software ist in vielen Fällen der bessere, weil kostengünstigere und risikoärmere Weg“, weiß Nadine Riederer, CEO bei Avision. „Stellt sich bei der Bedarfsanalyse allerdings heraus, dass eine Software so grundlegend umgebaut werden muss, dass am Ende eine ganz andere Anwendung entsteht, gibt es keine Alternative zu einer Neuimplementierung. Ein renoviertes Haus bleibt immer noch ein altes Haus. Ist ein neues Haus gewünscht, muss das alte abgerissen und ein neues gebaut werden. Das ist auch bei Software nicht anders.“