Der Themenbereich Modernisierung und Transformation auf IBM i lässt sich nicht allein mit dem Einsatz von Tools abdecken. Welche Konzepte hier nötig sind, erläutert Markus A. Litters, Inhaber der edvberatung.litters, im Interview mit dem Midrange Magazin (MM).

MM: Wie ist der Status von Modernisierung bzw. Transformation auf IBM i aus Ihrer Sicht zu bewerten?

Litters: Der ist extrem unterschiedlich und hängt natürlich auch davon ab, wie man die Begriffe definiert. Für die einen bedeutet Modernisierung, dass sie sich einfach nur eine grafische Oberfläche auf ihre vorhandene, gewachsene und meist schwerfällige Altanwendung „klatschen“, während andere den Begriff ganzheitlich sehen und ihn vor allem an den unternehmerischen Herausforderungen festmachen und auf dieser Basis entscheiden, was, wann, wie und vor allem warum modernisiert bzw. transformiert werden soll. Egal wie man es sieht, der von Ihnen angesprochene Status ist im deutschsprachigen Mittelstand sehr unterschiedlich. Einige Firmen wachen leider erst dann auf, wenn sie immer mehr Kunden an die Konkurrenz verlieren, die das verstanden hat oder als Startup-Unternehmen keine Altlasten mit sich herumschleppt.

MM: Warum sollten derartige Projekte Ihrer Meinung nach Chefsache sein?

Litters: Egal welche Branche – jedes Unternehmen muss sich heute auf immer schneller ändernde Anforderungen einlassen und das geht nur, wenn auch meine Geschäftsprozesse flexibel von Software unterstützt werden. Deshalb haben immer mehr Unternehmen einen eigenen Geschäftsführer oder Vorstand für den IT-Bereich.

Markus A. Litters, edvberatung.litters: „Besonders wichtig ist es, im Zuge der Modernisierung die Datenbank sowie das Backend zu flexibilisieren, das heißt modularer zu gestalten, damit man schneller auf Anforderungen wie zum Beispiel Cloud Integration, IoT, Online Shops, mobile Apps etc. reagieren kann.“ Quelle: edvberatung.litters

MM: Wo liegt nach Ihrer Erfahrung der Schwerpunkt bei der Modernisierung?

Litters: Das Hauptaugenmerk wird leider immer noch allzu oft auf die Oberflächengestaltung gelegt. Dieses Thema war vor 20 Jahren bereits ein alter Hut und stellt nur die Spitze des Eisbergs dar. Viel wichtiger ist es, die Datenbank sowie das Backend zu flexibilisieren, das heißt modularer zu gestalten, damit man schneller auf Anforderungen wie zum Beispiel Cloud Integration, IoT, Online Shops, mobile Apps etc. reagieren kann.

MM: Welche Rolle spielen Themen wie Machine Learning (ML) und Künstliche Intelligenz (KI) bei der Modernisierung?

Litters: Eine immer wichtigere. Leider haben auch hier viele Mittelständler noch nicht verstanden, welchen enormen Nutzen sie aus diesen Technologien ziehen können. Viele meinen, das wäre nur ein Thema für große Konzerne und Social Media. ML und KI helfen aber zum Beispiel auch bei der Vertriebs- oder Lageroptimierung und vielen weiteren Themen.

MM: Welche Tools, Programmiersprachen oder Plattformen empfehlen bzw. nutzen Sie?

Litters: Das unterscheidet sich je nach Kundensituation. Auf IBM i primär RPG. Für Webservices, Microservices und Web-Anwendungen bietet sich IceBreak an. Wer plattformübergreifend entwickeln will, sollte sich Node.js und .NET Core genau anschauen, da beides sehr flexible und vor allem schnelle Frameworks sind, wobei ich Node.js auch in zahlreichen IBM i-Projekten produktiv laufen habe. Python spielt eine große Rolle im Bereich ML und KI. Als Tools kommen in der Regel die Klassiker zum Einsatz, etwa RDi, Visual Studio (Code) und Aldon für das Life Cycle Management.

MM: Wie unterstützen Sie Ihre Kunden bei all diesen Themen?

Litters: Ich erstelle mit meinen Kunden eine Analyse des IST- und des SOLL-Zustands der geschäftlichen Ziele sowie der damit verbundenen IT-Systeme und darauf aufbauend einen Fahrplan, wie man zum SOLL am schnellsten und effektivsten gelangt. Bei vielen Projekten unterstützen meine Kollegen und ich dann auch bei der Umsetzung und/oder der Schulung der internen Mitarbeiter.