Ein Hersteller von Premium-Tiernahrung nutzt für die Verwaltung seines neuen E-Commerce-Lagers ein cloudbasiertes Warehouse-Management-System (WMS). Mit der Lösung werden Bestellungen aus dem Webshop sowie der komplexe Nachschubprozess aus der Produktion abgedeckt. Die Flexibilität des webbasierten Tools erlaubt es, schnell auf Entwicklungen im E-Commerce zu reagieren und unterschiedliche Bestellvolumina mit hohem Automatisierungsgrad abzuwickeln.

Mera ist Produzent für Premium-Tierfutter, ein Familienunternehmen in der dritten Generation mit Sitz in Kevelar am Niederrhein. Es wurde 1949 gegründet und hat heute knapp 200 Mitarbeiter. Alle Nahrungsmittel werden im eigenen Werk in Deutschland hergestellt: Mera unterhält eine der innovativsten Herstellungsstätten in Europa. Jährlich werden hier 70.000 Tonnen Trockenfutter und Backwaren für Hunde und Katzen in über 450 Sorten produziert und in über 40 Länder weltweit exportiert.

Für das automatische Hochregallager der Produktion hat Mera die Logistik Suite des Anbieters Coglas GmbH seit etwa zehn Jahren als erstes Warehouse-Management-System (WMS) im Unternehmen überhaupt im Einsatz, außerdem werden Funktionen des Instandhaltungslagers mit Coglas abgedeckt. Im Oktober 2022 kam Coglas Web WMS für das E-Commerce-Lager hinzu, das an den Webshop angebunden ist.

Darüber werden Produkte an Direktkunden, Händler und Züchter verschickt. Vorher wurde diese Aufgabe von einem Dienstleister erfüllt. Mera wollte das aber künftig selbst ab Werk übernehmen und baute dafür eine neue Logistikhalle. Durch den Kontakt mit Coglas erfuhr man von der Neuentwicklung des Coglas Web WMS. Das Anforderungsprofil der neuen Prozesse erforderte eine solche webbasierte Logistiklösung. Da die Zeit drängte, verkürzte Mera den Auswahlprozess und entschied sich für Coglas. Die Beauftragung erfolgte im Dezember 21, im Oktober 2022 ging das System mit der Fertigstellung der Halle live.

Anforderungen an ein neues System

Wichtig war Mera, das E-Commerce-Lager einfach an den Webshop anzubinden, um eingehende Bestellungen weiterverarbeiten zu können. Außerdem war eine moderne Benutzeroberfläche notwendig, um die Schulungsaufwände gering zu halten und die Akzeptanz zu gewährleisten. Mera wünschte sich zudem eine Cloudlösung, da das E-Commerce-Geschäft wächst und neue Anforderungen mit sich bringt, auf die schnell reagiert werden muss.

Eine Cloudlösung lässt sich zudem leichter updaten. Auch der zweiwöchentliche Update-Rhythmus von Coglas sagte Mera zu, da so sichergestellt wird, dass das Tool automatisch auf dem neusten Stand bleibt. Und nicht zuletzt sollte das System für das E-Commerce-Lager reibungslos mit der Coglas Logistik Suite zusammenarbeiten, die für das Lager der Produktion zum Einsatz kommt.

Die Projektschritte – im Detail

Die Implementierung war herausfordernd, da bei Mera verschiedene Faktoren zusammenkamen: Das Hochregallager wurde erweitert, die neue Halle für das E-Commerce-Lager gebaut, dazu kamen Verzögerungen durch Corona und ein neues Team für den E-Commerce. Im ersten Schritt des Projekts wurden Anforderungskatalog und Pflichtenheft erstellt und darüber festgelegt, was die Prozesse umfassen sollten. Danach wurde ein Testsystem aufgebaut und die einzelnen Funktionen und Prozesse schrittweise freigegeben. „Es war für uns wichtig, vor der Inbetriebnahme die Daten pflegen und Prozesse testen zu können,“ so Mera-Logistikleiter Dominic Engels.

Zur Inbetriebnahme am 1. Oktober 2022 musste das Lager nur noch eingeräumt und die Nachschubprozesse gestartet werden, alle anderen Funktionen standen zur Verfügung und die Aufträge konnten direkt ins System laufen. „Mit der Unterstützung von Herrn Engels hat das hervorragend funktioniert“, bilanziert Peter Buttler, Senior Consultant und Projektverantwortlicher auf Seiten von Coglas. Buttler hat die Erfahrung gemacht, dass Unternehmen unterschätzen, wie wichtig der Dialog mit dem Anbieter ist.

Denn Anpassungen erfolgen stets auf Basis des Kundeninputs – nur der kennt seine Prozesse und weiß, wo zum Beispiel Retouren abgelagert werden sollen. Eine Logistik-Software in kurzer Zeit einzuführen, geht deswegen nur in guter Zusammenarbeit. Sinnvoll ist auch ein Key User, der Fragen der Belegschaft beantworten kann.“ So können Sorgen etwa hinsichtlich der Bedienbarkeit schnell zerstreut werden.

Innerhalb von vier Wochen nach dem Start wurden noch Optimierungen vorgenommen: Zum Beispiel wurde der Algorithmus angepasst, der die Pakete für eine Warensendung auswählt. Er war zunächst daraufhin optimiert, möglichst wenig Pakete einzusetzen, um Karton zu sparen, was dazu führte, dass verschiedene Artikel einer Lieferung auf mehrere Pakete verteilt wurden, um den Platz optimal auszunutzen. Für die Kunden von Mera ist es aber wichtig, dass gleiche Artikel in denselben Paketen landen, da sich die Verteilung auf ihren Wareneingang auswirkt und zu viel Stückwerk mehr Aufwand verursacht. Hier passte Coglas den Algorithmus an. „Jetzt ist das WMS performant“, so Engels. Die prozessualen Anforderungen wurden abgebildet – es konnten viele Prozesse aus dem Standard von Coglas übernommen werden.

Prozesse der neuen Lösung im Einsatz

Engels probierte neue Prozesse im Testsystem aus, Fragen wurden bei den wöchentlichen Jour Fixes geklärt. Die Mitarbeiter wurden von Mera selbst in der Bedienung des Coglas Web WMS geschult. Insgesamt zehn Mitarbeiter nutzen das Tool heute, Picker im Lager genauso wie der Innendienst.

Der Webshop wird mehrmals täglich mit dem Coglas Web WMS abgeglichen, um die Verfügbarkeit der Ware zu aktualisieren. Bei einer Bestellung werden über die Schnittstelle im Web WMS Auslagerungsaufträge erzeugt, die automatisch starten. Auf den Kommissionier- und Bereitstellungsflächen des E-Commerce-Lagers arbeiten die Picker sie mit dem Tablet ab – 300 bis 500 Aufträge täglich. Die Waren werden aus verschiedenen Lagersystemen und Zonen eingeholt, ein Auftrag kann auf verschiedene Picker gesplittet oder mehrere Aufträge können in einem Rundgang erledigt werden. Alles wird in der Verpackung zusammengeführt.

Die Auftragsreihenfolge wird nach Prioritäten zum Beispiel für gewisse Kundengruppen festgelegt. Anhand des Auftrags wird die Kartongröße berechnet, sodass am Packplatz nicht umgepackt werden muss. Im Verpackungsprozess werden dann die Versandlabels gedruckt, Lieferscheine, Flyer oder Aktionsartikel in die Pakete gelegt und der Versand mit dem Logistikdienstleister vorbereitet. Außerdem erstellt das WMS eine Gesamtliste über die am Tag herausgegebenen Pakete.

Für den komplexen Nachschubprozess wurden Coglas Web WMS und Logistik Suite gekoppelt: Die Waren kommen automatisch als interner Wareneingang aus dem Hochregallager der Produktion als Vollpaletten und Behälterware. Fördertechnik transportiert sie in einen ausgewiesenen Bereich, von dem sie gemäß der Einlagerstrategie in die Regale des E-Commerce-Lagers automatisiert ihrem Platz zugeroutet werden.

Benefits einer rundum neuen WMS-Lösung

Engels gefällt gut, dass das Coglas Web WMS es ermöglicht, Strategien festzulegen, Funktionen einzurichten und Prozesse zu steuern: „Wir können viel selbst machen. Das ist wichtig, denn wenn der Bereich schnell wächst, sind wir nicht auf externe Ressourcen angewiesen.“

Bedienbarkeit und Übersichtlichkeit im Aufbau haben sich verbessert, das System lässt sich im laufenden Betrieb leichter anpassen und die Hardwarewahl – Smartphones oder Tablets – ist frei. Damit ist Coglas Web WMS ein modernes System, das über die Cloud stets Zugriff über die mobilen Endgeräte erlaubt.

Mera bedient das klassische Endkundengeschäft genauso wie Großhändler. Mit Coglas Web WMS besteht bei Letzteren nun die Möglichkeit, Colli direkt aus der Produktion ins E-Commerce-Lager zu schicken, was bedeutet, dass die Ware vorher nicht ausgepackt werden muss. Damit ist die Ware leichter zu stapeln und vom Kunden besser zu händeln. „Mit Coglas sind wir flexibler geworden und haben mehr Möglichkeiten“, so Engels.

Für den Nachschub aus dem Hochregallager wurden Mindestbestände hinterlegt: Werden sie unterschritten, wird automatisch der Auftrag für eine Palette mit der entsprechenden Ware angestoßen und durch das automatische HRL auf einer Fördertechnik bereitgestellt. Im E-Commerce-Lager wird sie von einem Stapler in Empfang genommen, der ebenfalls von Coglas Web WMS gesteuert wird. Dieses Zusammenspiel von Coglas Klassik und der neuen Weblösung ist für Mera sehr wichtig. Engels: „Das passt gut und läuft ohne Probleme.“ Und weiter: „Beide Systeme sind die richtigen für die jeweiligen Einsatzbereiche.“ Das Team kennt auch andere Logistik-Lösungen und ist von der Usability und Zuverlässigkeit der Coglas-Tools überzeugt.

Ausblick auf weitere gemeinsame Projekte

Künftig soll das System weiter optimiert werden: Mera plant zum Beispiel, auch Bestellungen über einen großen Onlinehändler selbst zu verschicken. Da hier die Bandbreite groß ist – von wenigen Artikeln bis zu Großaufträgen – soll der Kommissionierprozess übersprungen und über einen Schnellpackplatz direkt von der Palette in den Versand gegangen werden können. „Das ist für uns eine wichtige Funktion mit einer deutlichen Leistungssteigerung für die Top-Artikel“, so Engels.

Das webbasierte WMS bildet die Anforderungen des E-Commerce-Lagers für den Tierfutterproduzenten genau ab und verbindet es reibungslos mit dem Hochregallager der Produktion. Strategien und Prozesse wurden optimiert. Der Tierfutterhersteller kann die Lösung auf seine Bedürfnisse hin konfigurieren und sie so auch wechselnden Anforderungen des dynamischen Online-Business anpassen.

Nadja Müller ist Fachjournalistin IT für Wordfinder.

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