MIDRANGE 02/2018

32 SCHWERPUNKT WARENWIRTSCHAFTSSYSTEME/EDI MIDRANGE MAGAZIN · 02/2018 Echtzeitlagerverwaltung für tagesgenaue Lieferungen Hoher Servicegrad und niedrige Bestandskosten Tagtäglich sieht sich die Lagerverwaltung mit der Herausforderung konfrontiert, einen Spagat zwischen hoher Lieferfähigkeit einerseits und niedriger Kapitalaufwendung andererseits zu meistern. Denn eine rapide und flexibel auf Anfragen reagierende Liefer­ fähigkeit basiert zunächst einmal auf dem Vorhandensein hoher Lieferbestände. D ie hohen Lieferbestände allerdings erfordern den Einsatz hoher Kapi- talmengen. Warehouse-Management- Systeme sollen eine Lösung aus diesem Dilemma bieten, doch verfügen diese in vielen Fällen lediglich über Funktionen wie Buchungsmasken und Reports. Das wollte die Bosch Thermotechnik GmbH nicht hinnehmen, denn sie benötigte für ein Ersatzteillager ein System, das auf den Liefertag präzise abgestimmte Lieferungen ermöglicht. Dabei musste sie vor allem späte Annahmeschlüsse des Lagers berücksichtigen. Die Lösung lautet: Realtime Warehouse Manage- ment System. Auf die Lagerhaltung entfallen häufig bis zu 66 Prozent der gesamten Lagerkosten in Unternehmen. So zeigt es sich, dass die wirtschaftliche Opti- mierung der Lagerverwaltung nicht nur schmückendes Beiwerk sein kann – nein, sie ist von essenzieller Natur für die lagerhaltenden Unternehmen. Denn das Lager muss einerseits eine schnelle Lieferfähigkeit gewährleisten, ohne die es sonst zu Verzögerungen in der Produktion kommen kann oder oh- ne die Marktbedürfnisse schlicht nicht befriedigt werden können. Besonders der E‑Commerce macht durch hohen Konkurrenzdruck und Kundenansprü- che die Fähigkeit zur schnellen Liefe- rung erforderlich. Andererseits bedeu- tet dies, dass das Unternehmen ent- sprechend hohe Lagerbestände führen muss – was wiederum die Lagerkosten in die Höhe treibt. Die Herausforderung ist also: einen Ausgleich schaffen zwi- schen Servicegrad und Vorratshaltung. Dies gilt auch für das Ersatzteil­ lager der Bosch Thermotechnik GmbH am Standort Lollar bei Wetzlar (Hes- sen). Besonders wichtig sind für den Betrieb die tagesgenaue Lieferung bei sehr späten Cutoff-Zeiten der Kunden, die Steuerung der Prioritäten und die Umpriorisierung bei Bedarf. Dies stellt Erfordernisse wie eine schnelle Anbin- dung von neuen Transportdienstleis- tern, eine einfache Steuerung sowie eine hohe Transparenz und Prozess­ sicherheit an das einzusetzende Lager- haltungssystem. Zudem kennzeichnet die Ersatz- teildistribution, dass Kunden sogar Er- satzteile geringen Materialwerts häufig dringend und in kurzer Zeit benötigen. Und es gelten für das Unternehmen Ser- vice Level Agreements, die es einzuhal- ten gilt. Dass die richtigen Ersatzteile in der erwarteten Qualität und Menge rechtzeitig ihre Bestimmungsorte errei- chen, stellt für das Unternehmen eine weitere Herausforderung dar, denn das Portfolio umfasst mehrere Tausend Ein- zelartikel mit einem Gewicht von unter einem Gramm bis 100 Kilogramm. Die- se werden zudem in kleinen Margen für Privatkunden oder aber in Groß- aufträgen, die über 40 Paletten fassen können, geordert. Eine Vielzahl an technischen Geräten und Systemen ERP‑, PPS- oder Warenwirtschaftssyste- me (WWS) verwalten geplante Ein- und Ausgänge von Waren und Gütern. Das Warehouse Management System (WMS) setzt diese operativ um. Im Falle der Bosch Thermotechnik GmbH kommu- niziert es mit mehreren ERP-Systemen; für jedes dieser Systeme muss das WMS die jeweils passenden Daten liefern. Des Weiteren muss das WMS für Bosch Ther- motechnik höchstmöglich verfügbar sein. Denn bereits eine Unterbrechung des laufenden Betriebs von wenigen Stunden wirft das Unternehmen spür- bar zurück – in einem solchen Fall dro- hen erhebliche Umsatzeinbußen oder gar Schadenersatzforderungen. Nicht zuletzt nimmt durch einen solchen Fall das Ansehen bei den Kunden Schaden. Auch das Lager selbst stellt eine Menge an Anforderungen an das ein- zusetzende WMS. Dies betrifft insbe- sondere die Kompatibilität zu und die Anbindung an die zahlreichen im Lager eingesetzten technischen Geräte, die zudem eine hohe Vielfalt aufweisen. So setzt Bosch Thermotechnik im La- ger verschiedene Rechnersysteme wie Terminals, Thin Clients und Server ein. Außerdem verfügt das Lager über Mo-

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