MIDRANGE 02/2018

12 MIDRANGE AKTUELL MIDRANGE MAGAZIN · 02/2018 Im Interview: Wolfgang M. Roser zur Softwaremodernisierung „Bewährtes nicht über Bord werfen“ Auch wenn Unternehmen beim Thema „Software-Altlasten“ zögern, weil sie befürchten, die falschen Entscheidungen zu treffen – früher oder später müssen sie sich der Herausforde- rung „Softwaremodernisierung“ stellen, um nicht in den hintersten Reihen zu landen und frühere Wettbewerbsvorteile zu verspielen. Wolfgang M. Roser, Inhaber und Geschäftsführer der Wolfgang M. Roser Software-Support GmbH, rät seinen Kunden im Interview mit dem Midrange Magazin (MM): „Behalten Sie das Bewährte und setzen Sie Ressourcen dort ein, wo sie auch einen tatsächlichen Mehrwert erzielen.“ MM: Marktforscher und viele Fachma- gazine stimmen unisono das Hohelied der „disruptiven Geschäftsmodelle“ an, bei denen kaum mehr ein Stein auf dem anderen bleibt. Dazu muss bestehende Software im großen Stil ausgemustert werden. Warum sollten Unternehmen sich vor diesem Hintergrund noch um ihre traditionelle „AS/400-Umgebung“ kümmern? Roser: Weil sehr viel firmeninternes Wissen und bewährte Funktionen darin stecken – und der tägliche Betrieb da- von abhängt. Bevor man sich also in ris- kante und teure Ablösemanöver stürzt und zurück an den Start geht, sollte man besser mit dem weitermachen, das schon da ist und sich im Laufe der Zeit gut bewährt hat. Nur weil eine Software- Landschaft alt ist, ist sie nicht unbedingt schlecht. Das Gegenteil trifft eher zu: Die über Jahre hinweg eingesetzten und bekannten Lösungen sind an die Anfor- derungen, Workflows und Regeln des Unternehmens bestens angepasst – sie sind mitgewachsen, ineinander verzahnt, kennen die erprobten Prozesse und be- inhalten geballtes Know-how. Sehr oft weist die traditionelle „AS/400-Umge- bung“ Alleinstellungsmerkmale auf, die in keiner marktüblichen Standardlösung zu finden oder einfach nachzubauen sind – also deutliche Wettbewerbsvor- teile, die man keinesfalls unbedacht ausmustern sollte. MM: Warum sehen Sie in der Soft- waremodernisierung einen validen Weg, um die Anwender mit der bestehenden IT-Infrastruktur zufrieden zu stellen? Roser: Allzu radikale und übereilt durchgeführte Änderungen an der ge- wohnten Software oder eine komplette Neueinführung sorgen oft für einen ge- wissen Unmut in der Belegschaft. Die Akzeptanz der neuen Software sinkt womöglich auf ein Minimum, und die Schulungskosten explodieren. Eine be- hutsame und gut geplante Softwaremo- dernisierung wirkt dem entgegen, weil Anwender weiterhin mit „ihrer“ Anwen- dung arbeiten und zusätzlich von den Erleichterungen im täglichen Arbeitsab- lauf profitieren können – ganz nach dem Motto: Mit weniger mehr erreichen. Im Mittelpunkt der Modernisierung steht für mich immer der zusätzliche Nutzen für die Anwender. Historisch gewachsen bedeutet in vielen Fällen oft auch, dass die Softwareanwendung aufgrund von zahlreichen Erweiterungen nicht mehr ganz so sauber, anwenderfreundlich und aufgeräumt ist. Das gilt insbesondere für Eingabemasken oder Prozesse, die nicht mehr so optimal sind, wie bei Ein- führung des Systems. „Aufräumen“ ist eine wichtige Vorarbeit, um zukünftig in- tuitiv bedienbare, stabile und wartungs- freundliche Anwendungen zu haben. Im Idealfall erhält man eine (wieder) gut dokumentierte Softwareanwendung, die intuitiv zu bedienen ist, überschaubare Wartungskosten hat und zeitgemäßen Anforderungen entspricht. MM: Wie sollten Unternehmen bei Pro- jekten im Bereich der Softwaremoderni- sierung vorgehen? Roser: Geplant und überlegt. Die Mög- lichkeiten der Modernisierung sind sehr vielfältig und zahlreiche individuelle Fak- toren wie beispielsweise vorhandene IT-Strukturen, Prozesse, Unternehmens- kultur, etc. spielen eine maßgebliche Rolle. Der Ist-Zustand des Alt-Systems entscheidet grundsätzlich über die Art und den Grad der Modernisierung. Ei- ne umfangreiche Analyse sowie eine Bestandsaufnahme bilden die Basis für die Entscheidung, welche Maßnahmen zu welchem Zeitpunkt sinnvoll sind und welche Methoden zum Einsatz kommen. Wenn die Funktionalität oder die „Subs- tanz“ im Wesentlichen passt, kann man mit sanfter Modernisierung der gewach- senen Lösung in relativ kurzer Zeit ein neues, modernes Dasein verschaffen. Ziel ist es, Anwendungen, die vor 15 bis

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